Der preußische Adelssitz Krevese

1562
Die Familie von Bismarck kommt nach Krevese. Die Brüder Friedrich und Heinrich erhalten vom Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg im Tausch gegen ihren alten Familiensitz in Burgstall bei Tangerhütte das Kloster St. Marien im Holze zu Krevese, in dem schon Martin Luther mit den Benediktinerinnen gebetet haben soll. Auch da die Bismarcks den letzten Klosterfrauen noch auf Lebzeiten das Wohn- und Versorgungsrecht sichern müssen, können sie erst über mehrere Generationen hinweg das Kloster in ein feudales Rittergut umwandeln. Aus Gründungen, Mauern und Steinen des Klosters entsteht ein erstes Herrenhaus.
Die Brüder Jobst und Georg erhalten den Sitz auf Schönhausen, das ca. 50 km von Krevese entfernt liegt, hinterlassen aber wie auch Heinrich keine Nachkommen, sodass Friedrich von Bismarck auf Krevese die Besitzungen vereint. Somit gilt Friedrich, der in Krevese begraben liegt, als der Ahnherr aller heute noch lebenden Bismarcks und letztendlich auch dem ersten Reichskanzler Otto von Bismarck, der 1815 auf Schönhausen geboren wird.

1626 – 1638
Der Dreißigjährige Krieg wütet verheerend in der Altmark. Das Dorf Krevese und auch das Rittergut werden zum Schauplatz wechselnder Belagerungen. Beim Abzug dänischer Truppen soll auch Wallenstein selbst eine Zeit lang sein Hauptquartier im Schloss zu Krevese gehabt haben. Noch heute wächst in Krevese die sogenannte Tilly-Eiche, unter der einer Sage nach Feldherr Tilly geschlafen haben soll.
Am Ende des Krieges sind das Dorf Krevese und auch das Herrenhaus fast völlig geplündert und gebrandschatzt, sodass die Menschen entsetzliche Not erleiden.

1725
Erst 87 Jahre später hat sich das Gut derart erholt, dass, laut Inschrift über dem Portal auf der Südseite des heutigen Schlosses, 1725 Umbauarbeiten abgeschlossen werden können. Der Bauherr Christoph-Georg von Bismarck ist Direktor der Altmark im Dienst des preußischen Königs von Berlin, er reist als ein Vertreter der Altmark 1701 zur Selbstkrönung von Friedrich I. – König von Preußen nach Königsberg. Seine Frau Anna Elisabeth von Katte ist die Tante von Hans Herrmann von Katte, dem hingerichteten Jugendfreund Friedrichs des Großen. Als Friedrich seinen berühmten Gehstock aus dem Buchs der heute angeblich ältesten Buchsbaumhecke Europas im benachbarten Krumke schneiden lässt, wandert er nach Krevese, um hier seines Jugendfreundes zu gedenken – so kann man die 400jährigen Eichenkronen im Kreveser Schlosspark rauschen hören ….

1813
Die Kreveser Linie der Bismarcks stirbt aus. Die Erbin Wilhelmine Charlotte Henriette von Bismarck verkauft den alten Familiensitz an die Bauern der acht dienstpflichtigen Kreveser Dörfer. Die Bauern aber können das Gut gemeinschaftlich nicht halten. 1819 erwirbt Landrat Alexander von Jagow das Hauptgut mit seinem Herrenhaus. Es werden zwei Seitenflügel angebaut, die das Herrenhaus zu einer Dreiflügelanlage mit Ehrenhof erweitern.

1860
Die Familie Brückner aus Calbe/Saale kauft das Gut. Zum ersten Mal übernimmt nun eine bürgerliche Familie die Bewirtschaftung. Die Parkanlage wird als romantischer, englischer Landschaftsgarten mit Baumgruppen, Sichtachsen und Teichen neu gestaltet, das Herrenhaus bekommt einen Wintergarten im Stil der Zeit.

1945
Das Gut wird enteignet und das Herrenhaus als Kaserne für die Besatzungsmächte umgenutzt. Danach werden neue Lösungen für das Herrenhaus gefunden. Die Kreisparteischule der SED Osterburg und die Kreveser Dorfschule ziehen ein. Im Laufe der Jahre entwickelt sich das Herrenhaus zum Dorfmittelpunkt, es gibt eine Kinderkrippe, aus der Dorfschule entsteht die Polytechnische Oberschule Krevese, der Bürgermeister sitzt im Wintergarten und es gibt einen Jugendclub im Keller.
Große Teile der historischen Ausstattung des Hauses gehen über die Jahrzehnte verloren, werden verteilt, vernichtet oder verkauft.
Das Haus selbst verliert aber seinen preußisch-strengen Schlosscharakter dabei nicht, es wird noch 1987 zu DDR-Zeiten unter Denkmalschutz gestellt.
 
1993
Durch die politische Neuordnung mit dem Mauerfall wird das Haus mit all seinen Funktionen geschlossen und die Gebäude mit der Parkanlage sind 10 Jahre lang verwaist. Verfall und Vandalismus setzen dem historischen Erbe des Dorfes trotz intensiver Bemühungen durch die Gemeinde stark zu.

2003
Das historische Ensemble aus Herrenhaus, Parkanlage und Klosterspeicher wird an uns verkauft. Wir nennen das Projekt Wiederbelebung des Herrenhauses Krevese. Das Haus ist heute unser Wohnhaus wie auch Sitz unseres Designbüros Atelier offen. Wir öffnen es regelmäßig für Kulturveranstaltungen.